FACTS: Die Deutsche Gütegemeinschaft Möbel e.V. hat Signet Wohnmöbel mit dem Siegel „Möbelherstellung Klimaneutral“ ausgezeichnet, herzlichen Glückwunsch. Warum ist Ihnen dieses Gütezeichen wichtig?
SCHLOSSER: Klimaschutz und nachhaltiges Wirtschaften sind zuerst einmal ein ganz persönliches Anliegen von mir. Als Unternehmen haben wir eine Verantwortung über unsere eigenen vier Wände hinaus. Das Siegel bescheinigt uns, dass wir diesen Anspruch auch umsetzen. Aber wir profitieren tatsächlich wirtschaftlich davon: Unsere Händler und deren Kunden achten auf Umwelt- und Klimaverträglichkeit, mit dem Gütezeichen sehen sie auf einen Blick, dass wir klimaneutral wirtschaften. Ich erwarte, dass mancher Händler in Zukunft ganz auf Lieferanten verzichtet, die nicht klimaneutral sind.
FACTS: Was gab den Anstoß, sich die Klimaneutralität zertifizieren zu lassen?
SCHLOSSER: Das ist ein längerer Prozess, der sich im Dialog entwickelt. Ein wichtiger Punkt wird sicherlich das Gesellschaftertreffen gewesen sein, das wir mit VR Equitypartner regelmäßig haben. Dabei geht es auch darum, welche Ziele – über reine Finanzkennzahlen hinaus – man als Unternehmer hat. Und meins war, herauszufinden, wie viele Tonnen CO2 wir bei Signet jährlich verbrauchen.
FACTS: Wie hat der Gesellschafter VR Equitypartner reagiert?
SCHLOSSER: Positiv. Mehr noch: Es kam gleich die Anregung, das Ganze in eine richtige ESG-Strategie einzubinden, damit es nicht ein Solitär bleibt.
FACTS: Was waren dann die ersten Umsetzungsschritte?
SCHLOSSER: Uns war klar, dass wir dafür professionelle Unterstützung brauchen. Die haben wir schnell gefunden. Der Verband der Holzwirtschaft und Kunststoffverarbeitung Bayern/Thüringen e.V. hat ein Unternehmen, das den Klimaneutralitätsstatus feststellen kann. Ein Mitarbeiter dieses Unternehmens hat in einer riesigen Excel-Tabelle alle verbrauchsrelevanten Parameter erfasst. Das war sehr viel Arbeit. Wir mussten auch unsere Dienstreisen und Hotelstandards angeben oder welchen Anfahrtsweg jeder Mitarbeiter hat. Der Verband hat dann all diese Daten genommen – und am Ende unseren CO2-Gesamtverbrauch ermittelt: 340 Tonnen.
„KLIMANEUTRALITÄT WAR EINFACHER ALS GEDACHT“
FACTS: Was folgte daraus, dass Sie den Wert nun kennen?
SCHLOSSER: Für uns stand fest, dass wir unseren Verbrauch kompensieren wollen. Grundsätzlich geht das relativ einfach, indem man Projekte, die CO2 kompensieren, finanziell unterstützt – beispielsweise Aufforstungsprojekte. Wir hätten das sehr gern über regionale Projekte gemacht, doch innerdeutsche CO2-Programme sind schon Teil der Klimaziele der Bundesrepublik. Unternehmen können nur in internationale Projekte investieren, wie beispielsweise die Regenwaldaufforstung. Also haben wir uns ein Projekt in Lateinamerika gesucht und uns dort finanziell engagiert. Im Anschluss haben wir das Gütesiegel „Klimaneutral“ erhalten. Es war einfacher als erwartet und auch günstiger. Allein die positive Resonanz in der Öffentlichkeit – ob vonseiten der Medien oder auch der Mitarbeiter – hat die Investitionen gelohnt. Ganz davon abgesehen, dass alle auch stolz sind auf unsere Klimaneutralität.
FACTS: Ihr CO2-Verbrauch ist vergleichsweise gering. Planen Sie dennoch Maßnahmen, den Verbrauch weiter zu senken?
SCHLOSSER: Wir haben einige kleinere Projekte in der Umsetzung. Darum sind wir gespannt, wie unser CO2-Verbrauch 2022 ausfällt, das Vorjahr war ja auch sehr durch Corona geprägt. Da wissen wir, welchen Effekt die Maßnahmen haben. Allerdings ist es für uns gar nicht so einfach, noch größere Mengen einzusparen.
Wir sind in vielen Bereich schon gut aufgestellt, beispielsweise heizen wir mit Holzhackschnitzeln aus Produktionsresten. Wir arbeiten zudem viel manuell, ohne großen Maschineneinsatz. Unser größter Verbraucher ist der Fuhrpark. Wir schaffen sukzessive Dienstwagen mit Plug-in-Hybrid an, installieren Stromtankstellen. Aber unsere LKW werden noch eine Weile mit Diesel fahren müssen, da gibt es noch keine attraktive Alternative. In vier oder fünf Jahren mag das anders sein.
FACTS: Haben Sie auch schon den CO2-Verbrauch Ihrer Zulieferer erfasst?
SCHLOSSER: Das wäre tatsächlich ein nächster Schritt – der aber sehr aufwendig ist. Dann könnten wir jeweils auch von einem klimaneutralen Produkt sprechen. Aber so schnell wird das nicht zu ermitteln sein. Wegen des Kriegs in der Ukraine haben wir beispielsweise unsere Bezugsquellen verändert, das muss sich erst einmal etablieren. Der Handel ist ehrlich gesagt auch noch nicht so weit, dass er Unterschiede aufgrund der Klimaneutralität nachvollzieht. Da müssen wir noch weiter sensibilisieren.